Zum „Scherer“ am Tegernseer Berg

Der Schererhof am Tegernseer Berg
Der Schererhof am Tegernseer Berg
Archiv Beni Eisenburg

Hoch über dem Tegernsee liegt Haus Nr. 70 „Zum Scherer“, so der Hausname des ehemaligen Klostergütls. Man hat eine herrliche Aussicht über das Tal, den See und die umliegenden Berge.

Nach der Säkularisation gab es schon einige Besitzer, bis dann 1876 Josef Hard, Bauernsohn von Irschenberg, mit seiner Frau Therese das Sach erwarb. Es war damals eine kleine Wirtschaft, die im Sommer gut besucht war. Vom Tal kamen die Sommerfrischler herauf und kehrten zum Kaffee ein, aber auch die Einheimischen stiegen zum Scherer hinauf. Zu den Stammgästen gehörten Graf Max von Drechsel, Ludwig Thoma, sein Bruder Peter und der Jäger Reiter. Am Sonntag spielten die beiden Kiem-Brüder mit Zither und Gitarre auf, es wurde gesungen und getanzt.

In seiner 1933 erschienenen Oberbayerischen Liedersammlung schreibt der Kiem Pauli: „Und im Juli siebzig sind wir abgereist ...“, so habe ich das Lied immer gesungen. Gelernt habe ich dasselbe 1910 vom Hartl, genannt Schererbauer amTegernseer Berg. „Jetz derts nur grad lusn a bois ...“, ich lernte dieses Lied vom Schererbauer Hartl 1912 und musste es oft dem Dichter Ludwig Thoma vorsingen.

Hans Halmbacher
Hans Halmbacher
Foto: Archiv Beni Eisenburg

Der Kiem Pauli schrieb einmal über sein Leben: Als ich später nach Tegernsee kam, ging ich öfter in das Berggasthaus zum Scherer, das nach Jahren mein lieber Freund Halmbacher kaufte und das heute im Besitz von Professor Olaf Gulbransson ist. Der Scherer-Bauer und seine Bäuerin sangen sehr gute und nur gute Lieder. „Jetz derts nur grad lusn a bois ...", den Siebzger Auszug u.a.

Ludwig Thoma, der die Tegernseer Jagd hatte, kehrte viel beim Scherer ein. Hans Halmbacher, genannt „Jäger Bacheri“ übernahm 1912 die Wirtschaft und blieb bis 1917. Ab 1929 wird der Norwegische Zeichner Olaf Gulbransson Besitzer. Im Juli 1929 schreibt Gulbransson an Direktor Hanfstaengl „Der wunderschöne Schererhof frißt mich auf, ich arbeite mit Zimmerleuten, um es billig zu bekommen. Selber bin ich beides, Baumeister und Bauherr. Es sind aber leider fünf Zimmerleute und wir arbeiten auf Wochenlohn und ich muß alles bar bezahlen und habe Angst aufhören zu müssen.“. Diese Angst war unbegründet, als Mitarbeiter beim „Simplicissimus“ wurde er bekannt und berühmt.

Gulbransson fühlte sich auf dem Schererhof wohl, hier entstanden noch viele seiner Werke. Er starb 1958, sein Grab fand er auf dem Rottacher Gemeinde- Friedhof. Der Schererhof ist heute noch im Besitz der Gulbransson-Nachkommen.

Beni Eisenburg

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